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Schafwolle Dämmstoffe - Ökobilanz

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Wärmedämmstoffe

Organischer Wärmedämmstoff aus reiner Schafschurwolle.
Verwendung: als Dämmmatten (ca. 30 kg/m³, ab 10 cm Stärke mit Stützfasern aus Polyester), >85 kg/m³ für Akustikdecken, <140 kg/m³ für Trittschalldämmungen, auch lose Wolle und Dichtungszöpfe erhältlich;
Eigenschaften: gute Wärmedämmeigenschaften, temperaturausgleichend, hohe Elastizität, hohes Wasseraufnahmevermögen, nicht druckbeanspruchbar, Brandklasse B2

Herstellung

Energieverbrauch (Graue Energie)
Schafschurwolle
ca. 16,4 MJ/kg
Baumwolle
ca. 17,6 MJ/kg
Holzfasern
ca. 20 MJ/kg
Zelluslosefasern
ca. 3,2 MJ/kg
Schadstoffe
- vor allem durch Düngemittel und Biozidbehandlung der Wolle am lebenden Schaf
Bestandteile
- Schafwollmatten: Schafschurwolle, 2-5 Gew-% Borax/Borsäure als Flamm- und Mottenschutzmittel, als Mottenschutz auch <1 % halogenorganische Verbin- dungen (Mitin FF), evtl. ca. 15 % textile Stützfasern aus Polyester
Verfügbarkeit der Rohstoffe
- ausreichend (nachwachsender Rohstoff), z.Zt. weltweit Überangebot

Nutzung

Schadstoffe bei der Verarbeitung am Bau
- nein (es liegt kein MAK-Wert zu Faserstäuben aus Schafwolle vor)
- Borax: schwach wassergefährdend (WGK 1) (vgl. →Flammschutzmittel)
- Mitin FF: giftig bei Wasserorganismen bei direktem Eintrag in Gewässer
Schadstoffbelastung im eingebauten Zustand
- nein
- (im Brandfall Umsetzung des Chloranteils im Mitin zu Salzsäure)

Rückbau

Entsorgung
- deponierbar; energetische Verwertung in Abfallverbrennungsanlagen
Verwertung
- Annahme und Wiederaufbereitung sauberer Abfälle durch Hersteller möglich; zerstörte Dämmmatten können als Stopfwolle genutzt werden.
Rückbauaufwand
- gering (bei angetackerten Matten kein zerstörungsfreier Ausbau möglich)

Zusammenfassung

Schafwolle-Dämmstoffe bestehen vorwiegend aus Wollfasern und gehören unter den organischen Dämmstoffen zur Gruppe der tierischen Faserdämmstoffe.
Nachhaltigkeit:
Die für die Herstellung von Dämmstoffen verwendete Wollfaser stammt zum Großteil aus Deutschland oder Österreich. Schafwolle kann als Neben- oder Quasi-Abfallprodukt angesehen werden, da das wirtschaftliche Hauptinteresse der Lammfleischproduktion gilt. Die übliche Massentierhaltung ist als wenig naturschonend einzustufen, jedoch kann die Schafwolle bei extensiver Landbewirtschaftung und artgerechter Tierhaltung sehr umweltgerecht gewonnen werden. Da i.d.R. bereits das lebende Schaf intensiv mit Insektiziden und Bioziden behandelt wird, zählt Schafwolle zu den stark belasteten Rohstoffen.
Auf dem europäischen Markt wird den Angaben zufolge für den Einsatz als Dämmstoff jedoch nur rückstandsfreie Schafschurwolle verwendet. Die Rohwolle wird mit Schmier- oder Kernseife und Soda gründlichst gewaschen und mehrfach gespült. Wegen der hohen Wasserbelastungen darf das Waschen nicht in Deutschland erfolgen. Der Waschprozess wird deshalb ins Ausland verlagert, z.B. nach Belgien. Dort bereiten betriebseigene Kläranlagen die Abwasser wieder auf.
Dämmstoffmatten entstehen durch Aufschichten und Vernadeln der Primärvliese. Ab einer Dicke von 100 mm werden die Matten zusätzlich entweder mit ca. 15 % Polyesterfasern oder mit einer Naturkautschukimprägnierung stabilisiert.
Als →Flammschutzmittel wird 2-5% Borax/Borsäure eingesetzt, das teilweise auch als Insektizid gegen keratinverdauende Insekten (z.B. Motten, Teppichkäfer) verwendet wird. Verschiedentlich wird beim Insektenschutz auf ein chlororganisches Mottengift (Mitin FF) zurückgegriffen. Sowohl Borax als auch die Harnstoffderivate haben umweltrelevante Bestandteile (ökotoxisch für Boden und Gewässer).
In der Praxis sollte dem Mottenschutz hohe Aufmerksamkeit geschenkt werden, da nicht auszuschließen ist, dass nicht oder ungenügend behandelte Schafwolledämmungen von Motten zerfressen werden. Aus der Literatur ist bekannt, dass beispielsweise bei mit Boraten ausgerüsteten Schafwolle-Dämmstoffen nur eine gewissenhafte Nachbehandlung sämtlicher Schnitt- und Schadstellen (mit Borsalzlösungen) eine sichere Motten- und Käferresistenz erbringt.
Für Importware beträgt der Aufwand an Grauer Energie etwa 16,4 MJ/kg Schafwolle, der Transportaufwand aus Neuseeland/Australien verursacht dabei ca. 1/3 der Grauen Energie (5,7 MJ/kg). Gebrauchte Schafwolle-Dämmstoffe können der energetischen Verwertung zugeführt werden. Von einer Kompostierung ist aufgrund der Borsalz- bzw. Mitinimprägnierung und der Polyester-Stützfasern abzusehen.

Fazit:
Mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,040 W/mK erweist sich Schafschurwolle als bautechnisch und bauökologisch gut geeigneter Wärmedämmstoff. Bei extensiver Landbewirtschaftung und artgerechter Tierhaltung ist eine sehr umweltgerechte Gewinnung der Rohwolle gegeben. Mit der Verwertungsmöglichkeit als Dämmstoff lassen sich die derzeit bestehenden Überkapazitäten an Rohwolle gut nutzen. Ein günstiges Ökoprofil für Schafwolle ist hauptsächlich abhängig von Schafhaltung, Transport und Langzeitschutz bzw. Wirksamkeit und Umweltverträglichkeit (Boden, Gewässer) des eingesetzten Insektizids und →Flammschutzmittels.

Quellen

- www.wecobis.de
- www.natureplus.org
- Fuehres, M.; Faul, L.: Bewertung natürlicher, organischer Faserdämmstoffe, Stuttgart 2000, FB T 2902
- Mötzl, H., Zelger, T. (Hrsg.: IBO - Österreichisches Institut für Baubiologie und -ökologie, Donau-Universität Krems, Zentrum für Bauen und Umwelt): Ökologie der Dämmstoffe, Wien 2000

Die vorliegenden Datenblätter wurden mit freundlicher Genehmigung des Blok Verlag dem Buch "Nachhaltiges Bauen in der Praxis" entnommen.

Verfasser der Baustoff-Datenblätter:
Bernhard Kolb, seit über 30 Jahren tätig im Bereich energieeffizientes und nachhaltiges Bauen. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema.

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